Was ist eine dezentrale Börse?
Eine dezentrale Börse — oder DEX (von "decentralized exchange") — ist eine Kryptowährungsbörse, die ohne eine zentrale Autorität funktioniert.
Wie unterscheidet sich eine dezentrale Börse von einer normalen Kryptowährungsbörse?
Herkömmliche Kryptowährungsbörsen funktionieren zentral: die Börse bietet Käufern und Verkäufern nicht nur einen Ort, an dem sie ihre Geschäfte abwickeln können, sondern fungiert auch als passiver Teil des Deals, indem sie die Rolle des vertrauenswürdigen externen Vermittlers übernimmt.
Zentralisierte Börsen sind traditionell verwahrend, was bedeutet, dass, nachdem ihre Kunden ihre Kryptowährungen auf ein Börsenkonto eingezahlt haben, die Börse diese Gelder für sie verwahrt. Die "Coins", die zwischen Käufern und Verkäufern ausgetauscht werden, sind eigentlich Schuldscheine (IOUs - von "I owe you/ ich schulde dir"), die intern von der zentralisierten Behörde einer Börse verfolgt werden. Diese werden nur dann in tatsächliche Kryptowährungen zurückgewandelt, wenn ein Nutzer sich dazu entscheidet, sein Geld abzuheben.
Bei einer dezentralen Börse hingegen gibt es keinen zentralen Agenten, der die Gelder der Kunden verwaltet oder IOUs verfolgt. Stattdessen dienen sie lediglich als Ort, an dem sich ein Käufer und ein Verkäufer treffen und ihre Kryptowährungen oder Krypto-Tokens austauschen können. Dieser Peer-to-Peer-Handel ist auf DEXs voll automatisiert und dezentralisiert; der Austausch von Coins geschieht unmittelbar und direkt.
Warum nutzen Leute dezentrale Börsen?
Der erste und wichtigste Grund für Leute, dezentrale Börsen zu nutzen, ist, dass sie die vollständige Verfügungsgewalt über ihre Gelder behalten können, was wiederum eine Reihe von Vorteilen mit sich bringt. Die Börse ist nicht in der Lage, die Kryptowährung der Nutzer aus irgendeinem Grund einzufrieren, zu verlieren oder zu manipulieren — sei es wegen Richtlinien, Inkompetenz oder Böswilligkeit.
Darüber hinaus entzieht die fehlende zentrale Speicherung von Kundengeldern potenziellen Hackern ein leichtes Ziel. Böswillige Angriffe sind ein großes Problem für zentralisierte Börsen: allein im Jahr 2019 haben es Hacker geschafft, in 12 größeren Angriffen Kryptowährungen von Kunden im Wert von über 292 Millionen US-Dollar zu erbeuten.
Ein weiterer Vorteil von DEXs (dezentralen Börsen) ist deren Anonymität. Zentralisierte Börsen werden von Unternehmen betrieben, die gesetzlich verpflichtet sind, eine branchenübliche Lizenz zu erwerben und Know-Your-Customer-(KYC)-Richtlinien (wortwörtlich: Kenne deinen Kunden) einzuhalten, sodass ihre Kunden gezwungen sind, persönliche Daten offenzulegen, bevor sie auf die Börse zugreifen können. Umgekehrt erlauben es dezentrale Börsen ihren Nutzern, ihr Recht auf Privatsphäre zu genießen und völlig anonym zu bleiben.
Außerdem werden die Vorgänge dezentraler Börsen über ein verteiltes Netzwerk von Knotenpunkten verwaltet, im Gegensatz zu ihren zentralisierten Pendants, die auf Unternehmensservern gehostet werden. Infolgedessen sind die ersteren weniger anfällig für Serverausfälle.
Welche sind die wichtigsten dezentralen Börsen?
Hier einige der wichtigsten dezentralen Börsen, die aktuell verfügbar sind:
IDEX — eine der größten Optionen auf dem Markt mit über 1,5 Millionen Dollar Handelsvolumen und rund 400 Handelspaaren. Es handelt sich jedoch nicht um eine wirklich dezentrale Börse, da sie immer noch einige Eigenschaften traditioneller, zentralisierter Börsen wie zum Beispiel eine KYC-Politik beibehält. Bancor — eines ihrer einzigartigen Merkmale besteht darin, dass Nutzer die Möglichkeit haben, Kryptowährungen ohne eine Drittpartei zu verkaufen und zu kaufen, indem sie diese gegen den plattformeigenen BNT-Token eintauschen. Dies hilft Bancor, die Liquidität ihrer Märkte zu erhöhen — eine geringe Liquidität ist oft ein entscheidender Engpass für dezentrale Börsen. Binance DEX — eine dezentrale Börse, die von Binance geschaffen wurde. Binance betreibt auch eine der größten zentralisierten Börsen nach Handelsvolumen auf dem Kryptomarkt.
Was sind normale Gebühren für dezentrale Börsen?
Handelsgebühren variieren erheblich zwischen den verschiedenen dezentralen Börsen, aber insgesamt sind sie ihren zentralisierten Pendants ziemlich ähnlich und liegen im Bereich von 0,1-0,3%.
Wie sicher sind dezentrale Börsen?
Aufgrund der Tatsache, dass sie keine Kundengelder verwahren, sind DEXs deutlich weniger anfällig für Sicherheitslücken als zentralisierte Börsen. Verschiedene Plattformen behalten jedoch unterschiedliche Grade der Dezentralisierung bei, was bedeutet, dass sie immer noch in unterschiedlichem Maße anfällig sind. Ein Beispiel: 2018 nutzten Hacker eine Schwachstelle in der Wallet (Geldbörse) von Bancor aus, die zur vorübergehenden Aufbewahrung von Kundengeldern diente, und machten sich mit Kryptowährungen im Wert von 23,5 Millionen Dollar aus dem Staub.